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Gerinnungsambulanz

Das Gerinnungssystem (Hämostase-System) hat einerseits die Aufgabe, die Fließfähigkeit des Bluts zu erhalten, andererseits die Aufgabe, verletzte Blutgefäße abzudichten und dadurch Blutungen zu stoppen sowie anschließend die Wundheilung zu fördern.

Dazu ist neben der Blutgefäßwand das abgestimmte Zusammenspiel von drei Systemen notwendig:

  • Blutplättchen (Thrombozyten): Zuständig für den sofortigen Gefäßverschluss, die primäre Hämostase
  • Plasmatische Gerinnung (Gerinnungsfaktoren und Inhibitoren): zuständig für die dauerhafte Gefäßabdichtung durch Fibrinbildung, die sekundäre Hämostase
  • Fibrinolysesystem (Fibrinolysefaktoren und Inhibitoren): zuständig für die Wiederauflösung des Fibrinpfropfs und Förderung der Wundheilung

Eine Störung jedes dieser drei Systeme kann zu einer überschießenden Gerinnung mit der Folge von Thrombosen und Embolien führen oder zu einer verminderten Gerinnung mit nachfolgendem Auftreten von Blutungen, spontan oder nach Verletzungen bzw. Operationen.

In der Gerinnungsambulanz erfolgt die Diagnostik und Behandlung solcher Erkrankungen.

Typische Krankheitsbilder

Blutungsneigung

  • Willebrand-Jürgens-Syndrom
  • angeborene oder erworbene Mangelzustände an Gerinnungsfaktoren
  • Vitamin K-Mangel

Thromboseneigung (Thrombophilie)

  • tiefe Beinvenenthrombose und Lungenarterienembolie
  • Hirninfarkt (Schlaganfall) oder andere arterielle Embolien
  • Antithrombin-, Protein-C- und Protein-S-Mangel
  • APC-Resistenz, Faktor-V-Leiden-Mutation, Prothrombin-Mutation, Mutation der Faktor VII aktivierenden Protease FSAP u. a.
  • Antiphospholipid-Syndrom (APS)
  • Heparin induzierte Thrombozytopenie (HIT)

Störungen der Blutplättchen

  • Thrombozytopenie (zu wenig Blutplättchen), z. B. Autoimmunthrombozytopenie AITP (Morbus Werlhof) u. a.
  • Thrombozytose (zu viele Blutplättchen), z. B. essenzielle Thromocythämie u. a.
  • Funktionsstörungen (Thrombozytopathien): angeboren: Bernard-Soulier-Syndrom (Fehlen des v.Willebrand-Rezeptors), Thrombasthenie Glanzmann (Fehlen des Fibrinogen-Rezeptors), Freisetzungsstörungen u. a.
    erworben: medikamentenbedingt, monoklonale Gammopathien u. a.    

Probleme bei Anwendung gerinnungs- und plättchenhemmender Therapie

  • Behandlung mit Vitamin K Antagonisten (z. B. Marcumar®, Coumadin® u. a.), direkten oralen Antikoagulantien (z. B. Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban), Thrombozytenaggregationshemmern (z. B. ASS, Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor) oder Kombinationen.

Thrombophilie und Schwangerschaft

  • rezidivierende Fehlgeburten
  • Präeklampsie, HELLP-Syndrom
  • Thrombosen und Lungenarterienembolien während der Schwangerschaft

Verhütungsmittel/Hormonersatztherapie

  • Thrombophilie und Anwendung oraler Verhütungsmittel bzw. Hormonersatztherapie

Blutungsrisiko

  • Perioperative Abschätzung des Blutungsrisikos und Überbrückungstherapie (bridging)
  • Individuelle Therapieplanung vor Operationen

Kontextspalte

Ärztliche Leitung