Medizinische Schutzbrillen, Spender für Desinfektionsmittel und Beatmungsgeräte aus dem 3D-Drucker - die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) profitiert in der Corona-Pandemie unmittelbar vom technischen Know-how der an der Medizinischen Fakultät Mannheim angesiedelten Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie (PAMB), einem Ableger des Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA.
Viele Gebrauchsmaterialien werden derzeit in den Kliniken knapp, nicht nur Atemmasken. Da ist schnelle Hilfe gefragt. Die Mannheimer Projektgruppe PAMB kennt die aktuellen Probleme, denn sie hat täglich mit den Medizinern zu tun. Ihr Arbeitsplatz liegt mitten auf dem Gelände des Mannheimer Universitätsklinikums, direkt vor ihrem Fenster entstand ein Corona-Diagnosestützpunkt. Die Medizintechniker der Projektgruppe boten den Ärzten unbürokratisch ihre Hilfe an.
Es fehlen vor allem Schutzbrillen - ein Massenprodukt für den einmaligen Gebrauch. Sie erinnern an Schweißerbrillen und bestehen aus einem Gestell und einer transparenten Plastikscheibe. Ein Engpass waren die Gestelle. Auch wenn diese Plastikteile keine Hightech-Produkte sind, müssen sie bestimmten Qualitätsansprüchen genügen - Alltag für die IPA-Wissenschaftler, denn sie kennen sich mit Risikoabschätzungen und Richtlinien in der Medizintechnik aus.
Ein Prototyp war bald entwickelt, am 3D-Drucker gefertigt und hinsichtlich seiner Einsetzbarkeit in der Klinik getestet: Er erwies sich als sterilisierbar und verursachte keine Hautirritationen. Das Klinikum wünschte sich davon 500 Stück. Ein zeitintensives Unterfangen, da die vorhandenen 3D-Drucker nur 20 Bügel am Tag schaffen, selbst wenn sie rund um die Uhr laufen. Hier sprang das Mannheimer Unternehmen Hänssler Kunststoff- und Dichtungstechnik GmbH ein. Übers Wochenende stellte es eine erste Charge her, die inzwischen im Uniklinikum zum Einsatz kommt.
Bei diesem Projekt ist es nicht geblieben. Die Projektgruppe packt auch bei der Beschaffung von Spendern für Desinfektionsmittel mit an, die inzwischen ebenfalls knapp sind. Auch hier haben die Fraunhofer-Mitarbeiter bereits ein Musterexemplar gefertigt.
Neben diesen kleineren Projekten beschäftigt die Projektgruppe PAMB noch eine größere Herausforderung im Zusammenhang mit Corona. Koordiniert durch Fraunhofer will sie innerhalb weniger Wochen ein alternatives Notfallbeatmungsgerät entwickeln. Es soll aus auch in der Krise noch gut verfügbaren Materialien und einfach herstellbaren Komponenten bestehen, sodass man es in Regionen mit fehlenden Beatmungskapazitäten schnell als Alternative einsetzen kann.