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Pressemitteilung

Verbesserung der Strahlenonkologischen Versorgung in Bangladesch

Im Rahmen des DAAD PAGEL-Programms geförderte Kooperationsprojekte zwischen der Medizinischen Fakultät Mannheim und der Gono Bishwabidyalay Universität in Savar, Bangladesch, sorgen für gut ausgebildetes Fachpersonal in der Medizinischen Physik.

Der Botschafter von Bangladesch besucht die Medizinische Fakultät Mannheim (v.l.n.r. hinten): Prof. Dr. med. Michael Neumaier, Prodekan der Medizinischen Fakultät, Oberarzt PD Dr. med. Daniel Bürgy, Dipl-Ing. Volker Steil, Prof. Dr. med. Michael Ehmann, Komm. Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Dr. Frank Hensley, Universität Heidelberg; (v.l.n.r. vorne): Prof. Dr. Harun-or-Rashid, University of Dhaka, seine Exzellenz der Botschafter Mosharraf Hossain Bhuiyan, Prof. Golam Abu Zakaria, der die Projekte in Bangladesch koordiniert.

Hoher Besuch zum zumindest vorläufigen Abschluss zweier erfolgreicher Projekte der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, die die Ausbildungsqualität von Medizinphysikern in Bangladesch verbesserten: Der Botschafter von Bangladesch in Deutschland, Md. Mosharraf Hossain Bhuiyan, besuchte heute (am 8.11.2021) die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und informierte sich dabei unter anderem über die Kooperationsprojekte, das Konzept des Business Development Center Medizintechnologie (Cubex1) und die damit verbundenen Entwicklungsmöglichkeiten am Standort Mannheim, sowie den Hybrid-OP, ein ambitioniertes Projekt im Rahmen des Forschungscampus M2OLIE.

Die Häufigkeit der Krebserkrankungen in Bangladesch und im gesamten südasiatischen Raum ist hoch, die therapeutischen Möglichkeiten sind hingegen begrenzt. Eine wesentliche Therapieoption bei der Behandlung von Krebs ist die Strahlentherapie. Da die universitären Aus- und Fortbildungsstrukturen im medizinischen Bereich sind in vielen Entwicklungsländern nicht ausreichend sind, um eine gute Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, fördert der Deutsche Akademische Auslandsdienst (DAAD) mit dem Programm „PAGEL – Partnerschaften für den Gesundheitssektor in Entwicklungsländern“ qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im medizinischen Bereich für Personen aus Entwicklungsländern.

In den Jahren 2014 bis 2017 und 2018 bis 2021 unterstützte der DAAD im Rahmen des PAGEL-Programms zwei aufeinander aufbauende Projekte zur „Förderung der Ausbildung von Medizinphysikern in Bangladesch (und Südasien)“. Der DAAD bewilligte für die Projekte, die von der Medizinischen Fakultät Mannheim koordiniert wurden, insgesamt rund 600.000 Euro. Das Ziel: Durch eine verbesserte medizinisch-physikalische Ausbildung von Fachpersonal, die strahlentherapeutische Behandlung von Krebspatienten (Strahlenonkologie) in Bangladesch zu verbessern.

Das Projekt konzentrierte sich in den Jahren 2014 bis 2017 zunächst auf Bangladesch, Partneruniversität ist die Gono Bishwabidyalay University in Savar, Dhaka, die einzige Universität in Bangladesch, die den Studiengang Medizinphysik anbietet. Wissenschaftler der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Mannheim bauten mit dem dortigen Fachbereich für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik eine Partnerschaft auf, die vor allem darauf beruhte, Studierende, Doktoranden, Lehrkräfte und ausgebildete Medizinphysiker aus Bangladesch in Mannheim und an anderen Medizinstandorten in Deutschland weiterzubilden.

Mit der Fortführung ab 2018 erfuhr das Programm neben der weiteren Unterstützung der Ausbildung in der Medizinischen Physik zusätzlich eine Ausweitung in den südasiatischen Raum (Indien, Pakistan, Nepal, Sri Lanka). Ziel war es hier, die in Bangladesch aufgebauten Kompetenzen auch in andere Länder zu übertragen. Eine wichtige Schlüsselrolle nimmt dabei das in Bangladesch neu gegründete und im Rahmen des DAAD-Projektes unterstützte South Asia Center for Medical Physics in Cancer Research (SCMPCR) ein. Dieses sorgt außerdem dafür, dass Absolventen des Studiengangs Medizinphysik praktische Trainings in zum Teil privaten Krankenhäusern mit entsprechender Infrastruktur absolvieren können.

In Zeiten der Corona-Pandemie, wo der direkte Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern stark eingeschränkt war, gelang es dem SCMPCR innerhalb kurzer Zeit zusammen mit den Projektpartnern, mit E-Learning Workshops mit deutscher und internationaler Beteiligung hier gegenzusteuern. An diesen Veranstaltungen nahmen zum Teil bis zu 60 Personen aus 28 Ländern teil.

Im Rahmen beider Projekte ist es gelungen, in Bangladesch eigene Strukturen aufzubauen, um vor Ort wissenschaftliches Personal auszubilden, das die hochtechnisierten Geräte der Medizinischen Physik betreiben und damit Patienten erfolgreich behandeln kann. Von einem anschaulichen Beispiel der Unterstützung über Grenzen hinweg berichtet Dipl.-Ing. Volker Steil, Leiter der Stabsstelle Medizinische Physik an der Klinik für Strahlentherapie der UMM, der die beiden Projekte von Mannheim aus koordiniert hat: „An einem Medizinstandort in Nepal stand über Monate hinweg ein hochmodernes Gerät, das für die strahlentherapeutische Behandlung von Krebspatienten angeschafft worden war. Aber es gab niemanden, der das Gerät in Betrieb nehmen konnte. Hilfe kam dann von Kollegen aus Bangladesch, die das Gerät kommissionierten und damit für die Therapie nutzbar machten.“

Das aktuelle DAAD PAGEL Projekt läuft Ende des Jahres aus. Die Partner in Deutschland und Bangladesch hoffen mit einem Folgeantrag auf eine Fortführung, die auch die weitere Unterstützung des South Asia Center for Medical Physics in Cancer Research sichert. Geplant ist dabei auch eine Nord-Süd-Erweiterung, die die Qualität der Medizinphysikerausbildung nicht nur in Bangladesch und Südasien fördert, sondern sich auch auf Afrikanische Staaten erstreckt. Auch in diesen Ländern ist die Ausbildung vor Ort, auch aus finanzieller Sicht, nachhaltig sinnvoll. Der Weg dafür ist bereitet: Bereits in diesem Jahr haben zwei Studierende aus Ruanda den Masterstudiengang Medizinische Physik an der Gono Bishwabidyalay University erfolgreich abgeschlossen.

Urkeimzelle der Mannheimer Projekte war übrigens eine Kooperation der Gono Bishwabidyalay University mit der Universität Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, im Jahr 2000, die ebenfalls vom DAAD unterstützt wurde. Damals kam bereits eine kleine Zahl von Wissenschaftler*innen aus Bangladesch in den Genuss einer Weiterbildung in Medizinphysik in Heidelberg. Die ehemalige Dekanin der Fakultät für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der Gono Bishwabidyalay University, Frau Professor Dr. Hasin Anupama Azhari, ist eine dieser Absolventinnen. Sie baut mittlerweile an der United International University (UIU) in Dhaka einen weiteren Studiengang auf.