Sie befinden sich hier

Inhalt

Therapie bei Hüftdysplasie

Dank des sonografischen Hüftscreenings und der damit verbundenen meist rechtzeitigen konservativen Therapieeinleitung konnte die Notwendigkeit der operativen Versorgung stark gesenkt werden. Bei Hüften ohne Dezentrierung gelingt es in 95–99,4 % der Fälle mittels konservativer Therapie eine normale Ausreifung des Gelenkes zu erreichen.

Die Grundlage der konservativen Therapie ist das Ausnutzen des Wachstumspotentials des grundsätzlich unreif geborenen Hüftgelenkes. Daraus resultiert die Notwendigkeit der möglichst frühen Therapieeinleitung.

Wachstumspotential ausnutzen

Eine tiefe Zentrierung des Hüftkopfes in der Pfanne ist der geeignetste Stimulus der Hüftnachreifung. Dies wird durch eine Hock-Sitzstellung erreicht. Je nach Schweregrad der angeborenen Hüftdysplasie werden hier unterschiedliche Orthesen (Tübinger-Schiene, Pavlik-Bandage) oder Becken-Bein-Gipse verwendet. Bei komplett dezentrierten Gelenken ist teilweise auch eine 7-14-tägige stationäre Vorbehandlung mittels Overheadextension notwendig.

Vor allem bei den Orthesen ist ein konsequentes Tragen sowohl tagsüber als auch nachts notwendig. Ebenfalls sollte den Eltern eine längere Therapiedauer von Wochen bis Monaten bewusst sein. Sofern die angeborenen Hüftdysplasie erfolgreich therapiert wurde, sind dennoch, dann radiologische Nachkontrollen bis zum Erreichend der Skelettreife notwendig.

Indikationsstellung für Operationen & Wahl des Zeitpunkts

Lässt sich konservativ keine ausreichende Nachreifung erreichen, kommt es zu einem Rezidiv oder wird die Dysplasie zu spät entdeckt, dann können operative Eingriffe notwendig werden. Diese unterscheiden sich deutlich je nach Alter des Kindes zum Operationszeitpunkt. Insgesamt sollten gelenkverbessernde Eingriffe meist erst mit Erreichen des Laufalters vorgenommen werden.

Bei fehlendem Erfolg der konservativen Therapie bei Luxation des Gelenkes, kann eine operative offene Einstellung des Kopfes und der Pfanne im 18.–24. Lebensmonat erfolgen. Gegebenenfalls wird sie mit Muskel- und Kapseleingriffen verbunden. Einige Zentren (wie wir) warten -sofern vertretbar – jedoch etwas länger und kombinieren die offene Reposition mit einem knöchern-weichteiligen Eingriff. Der Vorteil liegt in der besseren knöchernen Überdachung und dem geringeren Rezidiv- und Revisionsrisiko.

Ist ein knöchern-weichteiliger Eingriff mit Beckenosteotomie vorgesehen, liegt die Altersgrenze bei etwa 8 Jahren für die verschiedenen Eingriffstechniken. Unterhalb macht man sich die noch offene Wachstumsfuge zunutze und kann mittels Beckenosteotomie (Acetabuloplastik nach Dega) die Hüftkopfüberdachung verbessern. Diese Verfahren erhöhen den Druck auf den Hüftkopf. Um diesen und damit das Risiko einer Minderdurchblutung des Hüftkopfes (Hüftkopfnekrose) zu reduzieren, ist regelmäßig eine ergänzende Umstellung des hüftnahen Oberschenkels (Varisierungsosteotomie) notwendig. Diese wird meist als Derotationsvarisationsosteotomie durchgeführt, da auf diese Weise die dysplasiebedingt vermehrte Drehung und Steilstellung des Hüftkopfes mit adressiert wird.

Bei Kindern, welche älter als 8 Jahre sind, wird mittlerweile die periacetabuläre Osteotomie (PAO) nach Ganz zum Einsatz, welche die Triple-Beckenosteotomie nach Tönnis in den meisten Zentren nahezu abgelöst hat. Hierbei wird die Pfanne (Acetabulum) herausgelöst und um den Hüftkopf bis zum Erreichen der gewünschten Überdachung geschwenkt.